A-171-4 Quad VC Slew Limiter

Der A-171-4 Quad Slew Limiter ist das jüngste Mitglied in der Familie der polyphonen Module von Doepfer. Allen gemeinsam ist eine vierfache Auslegung der Funktionalität, die aber über gemeinsame Regler und/oder gemeinsame Steuerspannungen beeinflusst werden. Zusätzlich gibt es bei allen Poly-Modulen (zumindest in aktueller Produktion) die Möglichkeit der internen Vorverkabelung mit Jumper-Kabeln, was in den meisten Fällen für deutlich „aufgeräumtere“ Patchfelder sorgt.

So ist das auch beim neuen Poly-Slewlimiter, den man in den meisten Fällen wohl für polyphones Portamento – also das Verschleifen von Tonhöhen-Steuerspannungen – nutzen wird. Die vier Einheiten haben separate Ein-und Ausgänge mit einem gemeinsamen manuellen Regler und einem gemeinsamen Steuerspannungseingang mit Abschwächer. Für die Ein- und Ausgänge gibt es „unter der Motorhaube“ je vier Pins auf den Boards, das ganze Modul ist wieder als „Slim Line“ – Modul ausgeführt: wir haben etwas schmälere Knöpfe und die praktischen Aufteilung „Bedienelemente oben – Buchsen unten“ wie bei den meisten anderen Poly-Modulen.

Bedienelemente

Eingänge:

  1. CV: Gemeinsamer Steuerspannungseingang für alle vier Slew Limiter. Höhere Spannungen sorgen für schnelleres Portamento. Der Regler „CV“ ist der Abschwächer für diesen Eingang. Die hier anliegende Spannung wird zur internen Spannung aus dem Regler „Man.“ addiert. Die LED rechts oben zeigt immer die Mischung aus manueller Regelung und externer Steuerspannung an. Auch negative Spannungen sind hier möglich, sie führen dann zu längerem Portamento, als mit „Man.“ voreingestellt.
  2. In 1 bis 4: Vier Eingänge für Steuerspannungen. Normalerweise wird man hier z.B. die „CV Note“ – Ausgänge aus dem A-190-5 anschließen, um aus abrupten Notenwechseln langsamere Tonhöhenübergänge (Portamento) zu erzeugen. Aber im Prinzip können wir hier natürlich ganz beliebige Steuerspannungen anlegen, die dann gemeinsam „rund geschliffen“ werden sollen. Die vier Buchsen sind als Schaltbuchsen ausgelegt, eine Vorverkabelung auf dem Board wird also durch Stecken eines Kabels unterbrochen.

Ausgänge:

  1. Out 1 bis 4: Vier Ausgänge für die im A-171-4 geglätteten Steuerspannungen aus den Eingängen „In 1 bis 4“. Für polyphones Portamento wird man diese Ausgänge im Normalfall mit den vier „1V“-Eingängen im A-111-4 oder mit den „1V/Oct“-Eingängen von vier A-111-6 verbinden.

Regler / Schalter:

  1. Man.: Manueller Regler für das polyphone Portamento – oder allgemein: für die Intensität der Glättung der vier anliegenden Steuerspannungen. In Position 10 findet gar kein Portamento statt, in Position 0 die maximale Verschleifung der Steuerspannungen.
  2. CV: Abschwächer für den Steuerspannungs-Eingang „CV“.

Das Ding ist eigentlich ein Filter…

Was fällt auf? Sowohl bei den Steuerspannungen, als auch beim manuellen „Man.“-Regler gilt: Maximale Spannung bzw. maximale Reglerposition: Gar kein Portamento. Minimale oder negative Spannung bzw. „Man.“-Regler auf 0: Maximales Portamento.

Das ist erst einmal merkwürdig, will man doch üblicherweise so einen „Portamento-Effekt“ über Regler/Steuerspannung hinzufügen. Stattdessen kann man – überspitzt ausgedrückt – das Fehlen des Portamentos weg regeln…

Es wird alles klarer, wenn man das Modul als polyphones Lowpassfilter begreift: Jedes LP-Filter lässt bei Maximalstellung alle Frequenzen durch, auch die ganz hohen. Je weiter wir die Eckfrequenz herunter regeln, desto mehr wird das Audiosignal geglättet und die schnellen, hohen Frequenzen verschwinden.

Wenn man das anstatt auf Audiosignale auf Steuerspannungen für die Tonhöhe annwendet, dann werden bei Maximalstellung auch abrupte Änderungen unverändert durchgelassen und je mehr wir filtern, desto weicher werden die Übergänge zwischen den einzelnen Tönen (bzw. deren Steuerspannungen).

Konfiguration über die Platine

Hier haben wir es mal – ausnahmsweise – nicht mit vielfältigen Konfigurationsmöglichkeiten auf der Platine zu tun. Es gibt keine Jumper für Sonderfunktionen oder individuelle Kennlinien usw. Trotzdem lohnt der Blick auf die Platinen hinter dem Frontpanel: Alle vier Ein- und Ausgänge des Moduls können über Jumper-Pins vorbelegt werden.

Eingänge

Die Eingänge werden vermutlich in 99% der Fälle mit den „CV Note“ – Ausgängen auf der Platine des polyphonen A-190-5 Midi-CV-Interfaces verbunden werden. Wenn man doch etwas anderes verwenden will (externer Sequencer, polyphoner Zufallsgenerator A-149-4, polyphones CV-Keyboard wie z.B. Arturia KeyStep Pro usw.), dann verwendet man einfach die vier „In“-Schaltbuchsen auf dem Frontpanel, die die vorbelegten Verbindungen unterbrechen. Sehr praktisch gelöst, wie bei allen Poly-Modulen von Doepfer.

JP5: Hier finden wir die vier Eingänge für den Slewlimiter.

Ausgänge

Auch für die Ausgänge des Slewlimiters gibt es vier Pins auf der Platine. Wenn wir das Modul als polyphones Portamento einsetzen, dann bietet sich hier eine Verbindung z.B. mit einem A-111-4 VCO als Standard-Vorbelegung an.

JP3: Die vier Ausgänge des Slewlimiters.

Einsatzmöglichkeiten

Das Modul ist ideal, um ein sehr „analoges“ Portamento für polyphone Anwendungen zu erzeugen. Warum betone ich gerade hier das „analoge“? Das Modul verwendet Photowiderstände, um die Eingangsspannungen zu glätten. Die arbeiten – bauartbedingt – nie komplett gleich, d.h. die Verzögerungen zwischen einzelnen Stimmen des Poly-Synths werden immer leicht unterschiedlich reagieren. Damit ist ein Portamento zwischen zwei Akkorden in der Übergangsphase immer ganz leicht unterschiedlich schnell / asynchron / verstimmt, was den Portamento-Effekt dann sehr lebendig macht.

Neben diesem ganz offensichtlichen Einsatzbereich kann das Modul aber auch eingesetzt werden, um z.B. polyphone Modulationen zu verschleifen (z.B. um vier Rechteck-LFOs in Richtung Sinus zu bewegen oder um vier „snappy“ Hüllkurven etwas weicher zu gestalten).

Aber selbst im Audiobereich lässt sich das A-171-4 einsetzen. Letztlich ist dieser Slewlimiter ja ein (6 dB) Lowpass-Filter. Und so etwa skann man dann z.B. zusätzlich zum „normalen“ Filter einsetzen, oder auch für einzelne Klangbestandteile, wie z.B. Rauschen oder einen einzelnen VCO. Im Gegensatz zum A-105-4 z.B. lassen sich die vier Filter allerdings nicht unabhängig voneinander steuern, ein Einsatz mit einem A-141-4 als Modulationsquelle ist damit nicht möglich.

Klangbeispiele

  • A-190-5, A-171-4 / Poly-Portamento-Vergleich

    Nun haben wir zwei Möglichkeiten, polyphones Portamento zu erzeugen: digital im A-190-5 oder analog mit lichtempfindlichen Widerständen im A-171-4. Ich verwende vier A-111-6 Miniature Synthesizer, mit einem A-138s Mini Stereo Mixer im Panorama verteilt, das A-190-5 ist auf „Poly 1“ eingestellt. Etwas Hall und Delay aus der DAW.

    Wir hören eine einfache Sequenz aus einem Arturia KeyStep Pro, zunächst mit dem digitalen Portamento aus dem A-190-5 (Portamento auf 30 eingestellt) – zwei Durchgänge.

    Danach (ab 1:12“) wird das digitale Portamento auf 0 gestellt und ein A-171-4 Quad VC Slew Limiter erzeugt das Portamento („Man.“ auf 2 gestellt) – ebenfalls zwei Durchgänge der Sequenz. Man hört deutlich, dass die einzelnen Stimmen leicht unterschiedlich lange brauchen, um sich zu ihren Zielwerten zu bewegen.

    Polyphones Portamento digital mit dem A-190-5 und analog mit dem A-171-4.
  • A-171-4 / Langsame Akkorde

    In diesem Klangbeispiel werden die Sägezahn-Signale von zwei A-111-4 VCOs (Abstand 2 Oktaven) über zwei A-138f Dual Crossfader gemischt und mit dem A-105-4 Poly-Filter und dem A-132-8 Poly-VCA weiter bearbeitet. Filter und VCA werden von je einem A-141-4 Poly-ADSR gesteuert, die beiden VCAs haben je einen separaten LFO für leichtes Vibrato.

    Ich spiele manuell einen Vierklang über ein A-190-5 Midi-Interface, das die VCOs und Hüllkurven steuert. Zwischen Interface und den VCOs ist ein A-171-4 Quad Slew Limiter geschaltet, das auf Minimum eingestellt ist (d.h. maximales Verschleifen der Tonhöhen-CV), dann der gleiche Akkord 3 Oktaven tiefer, vier Oktaven höher und 5 Oktaven tiefer. Etwas Hall und Delay aus der DAW.

    Langsame Akkorde mit viel Portamento.
  • A-171-4 / Akkord-Sequenz

    In diesem Klangbeispiel werden die Sägezahn-Signale von zwei A-111-4 VCOs (Abstand 2 Oktaven) über zwei A-138f Dual Crossfader gemischt und mit dem A-105-4 Poly-Filter und dem A-132-8 Poly-VCA weiter bearbeitet. Filter und VCA werden von je einem A-141-4 Poly-ADSR gesteuert, die beiden VCAs haben je einen separaten LFO für leichtes Vibrato.

    Ein Arturia Keystep Pro liefert eine einfache Akkord-Sequenz und steuert über ein A-190-5 Midi-Interface die VCOs und Hüllkurven. Zwischen Interface und den VCOs ist ein A-171-4 Quad Slew Limiter geschaltet, der zunächst auf Maximum steht (d.h. kein Verschleifen der Tonhöhen-CV), danach wird ab 0:45“ langsam Portamento eingeblendet und schließlich wieder ausgeblendet. Etwas Hall und Delay aus der DAW.

    Akkord-Sequenz mit Portamento.
  • A-171-4, A-149-4 / Filter-Modulation mit verschleiftem Zufall

    In diesem Klangbeispiel werden wieder zwei A-111-4 VCOs (Sägezahn, 1 Oktave Abstand) gemischt und mit dem A-105-4 Poly-VCF und A-132-8 Poly-VCA bearbeitet. Der VCA wird von einem A-141-4 Poly-ADSR gesteuert, das Filter durch einen A-149-4 Quad Random Generator (kein ADSR).

    Die vier Random Generatoren werden (gleichzeitig) von den Drum-Triggern eines Arturia KeyStep Pro ausgelöst, der Rest von einem polyphonen Arpeggio, ebenfalls vom Arturia Keyboard (mit dem A-190-5 als Midi-CV-Interface). Die vier Ausgänge des A-149-4 werden mit dem A-171-4 bearbeitet, bevor sie die Eckfrequenzen der Filter im A-105-4 steuern.

    Die Frequenzen des Poly-Filters werden hier übrigens nicht vom A-190-5 mit gesteuert (Default-Verbindungen auf dem Board sind unterbrochen). Das Zufallsmodul ist also die einzige Modulationsquelle für den A-105-4.

    Ich starte mit niedriger Range im A-149-4 und ohne Resonanz im Filter, blende manuell die Verschleifung im A-171-4 ein und wieder aus, erhöhe die Resonanz, variiere das Eingangsvolumen im Filter, die Range im Random Generator usw. Etwas Hall und Delay aus der DAW.

    Poly-Arpeggio mit Zufallssteuerung der Filter und Slew Limiter für die Filtermodulationen.

Alternativen

Nein, richtige „Alternativen“ für das Modul gibt es keine. Wer das Glück hat, eines der raren und nicht mehr produzierten Vocoder-Subsysteme A-129-1/2, A-129-3, A-129-4 und A-129-5 zu besitzen, kann natürlich den fünffachen Slew-Limiter (A-129-3 und dazu als unverzichtbaren Controller: A-129-4) im polyphonen Setup einsetzen. Abgesehen davon könnte man noch vier A-170 Dual Slew Limiter verwenden, benötigt aber dann auch den achtfachen Platz vom A-171-4 zum mehr als vierfachen Preis.

Anfang 2024 hat Doepfer ein ziemlich spannendes Software-Update für sein polyphones A-190-5 Midi-Interface veröffentlicht. Neben einem alternativen Algorithmus zur Stimmenverteilung und vielen Detailverbesserungen bietet es jetzt auch eine digital gesteuerte Portamento-Option. Die erzeugt viel „exaktere“ Übergänge als der A-171-4 mit seinen sehr organisch arbeitenden Photo-Dioden: Das kann man „besser“ oder „schlechter“ finden, oder man kann sich – wie ich – darüber freuen, dass man nun die Wahl hat, das Portamento nach musikalischem Kontext auszuwählen.

Technische Daten

Breite4 TE
Tiefe45 mm
Strombedarf40 mA (+12V) / -40 mA (-12V)