A-142-2 Dual Envelope Controlled VCA

Das Modul ist klein und interessant. Ein auf zwei Parameter abgespeckter, aber trotzdem flexibler Hüllkurvengenerator mit Spannungssteuerung, fest verdrahtet mit einem linearen VCA, dazu noch eine Ducking-Funktion. Das Ganze ist zudem doppelt ausgelegt auf nur 8 TE. Möglich macht das das neue „Slim Line“ – Format mit etwas kleineren Knöpfen und mit Buchsen, die mit sehr schmalen Muttern an der Frontplatte fixiert sind.

Bei den „Slim Line“ – Modulen sind außerdem grundsätzlich die Schalter und Knöpfe oben und die Buchsen unten angebracht. Das macht die Bedienung auf dem beengten Raum etwas einfacher.

Das ist so eines dieser Tools, die zwar nicht besonders spektakulär sind, aber gerade bei kleineren Setups ungemein nützlich sind, wenn einem bei komplexeren Patches mal wieder die VCAs und ADSR-Generatoren ausgegangen sind. Und wem wäre das noch nicht passiert?

Die Modulnummer A-142-2 deutet auf eine Verwandtschaft mit dem A-142-1 und A-142-4 an: Beides sind einfache (bzw. vierfache) Decay-Hüllkurven, die sich ebenfalls gut als Ergänzung zu den „großen“ A-140 und A-141 ADSR-Generatoren anbieten. Manchmal braucht man eben nicht die ganze Komplexität einer ADSR-Hüllkurve.

Bedienelemente

Eingänge:

CTRL-A142-2-IN

Ausgänge:

CTRL-A142-2-OUT

Regler / Schalter:

CTRL-A142-2-SW

Hüllkurven-Betriebsarten

Für jedes der beiden Teilmodule lässt sich separat die Art der Hüllkurve einstellen:

  • AD: So lange das Gate-Signal aktiv ist, wird zuerst die Attack-Phase und unmittelbar danach die Decay-Phase durchfahren. Für die Decay-Phase selbst ist es dabei unerheblich, ob das Gate-Signal noch aktiv ist oder nicht. Wenn Attack auf 0 gestellt ist, verhält sich diese Betriebsart dadurch wie die Decay-Generatoren im A-142-1 und A-142-4, die Hüllkurve kann dann bereits durch ein sehr kurzes Trigger-Signal gestartet werden.
  • ADSR: So lange das Gate-Signal aktiv ist, wird die Attack-Phase und unmittelbar danach die Decay-Phase durchfahren, bis die Hüllkurve schließlich auf einem fest eingestellten Sustain-Level von 50% stehen bleibt. Beim Ende des Gate-Signals startet die Release-Phase, die die gleiche Länge wie die Decay-Phase hat. Das kennt man von den Hüllkurven im Minimoog.
  • AR: So lange das Gate-Signal aktiv ist, wird die Attack-Phase durchfahren, dann bleibt die Hüllkurve auf einem Level von 100% stehen. Beim Ende des Gate-Signals startet die Release-Phase.

Wenn die Dauer des Gate-Signals kürzer ist als die eingestellte Attack-Zeit, wird die Attack-Phase in allen Betriebsarten vorzeitig abgebrochen. Die Hüllkurve geht dann unmittelbar in die – ebenfalls verkürzte – Decay- bzw. Release-Phase über. Die intern erzeugte Spannung hat nicht ihren Maximalpegel erreicht und wird auch schneller wieder auf 0 Volt entladen.

Ducking

„Ducking“ kennt man eher von Audio-Signalprozessoren, wo man z.B. immer dann, wenn auf einem Audiokanal die Bassdrum gespielt wird, gezielt die Lautstärke eines anderen Audiokanals (z.B. mit dem Bass) herunterfährt, bis die Bassdrum wieder ausgeklungen ist. Auch bei Radiosendungen wird gerne die Lautstärke der Musik automatisch heruntergeregelt, sobald der Moderator spricht.

Beim A-142-2 ist dafür ein Steuerspannungs-Eingang „CV Duck“ vorgesehen, der für einen Bereich von 0 bis +5 V ausgelegt ist. Mit steigender Spannung wird die Lautstärke des VCAs zunehmend verringert, bis ab +5 V der VCA komplett stumm geschaltet wird.

Intern werden diese Steuerspannung (invertiert und auf Faktor 2 verstärkt) und die von der Hüllkurve erzeugte Steuerspannung (0 bis ca. +10 V) gemischt, bevor sie den VCA steuern. Bei +5 V an „CV Duck“ wird der VCA also zunächst mit -10 V angesteuert und bekommt auch bei maximalem Level der Hüllkurve nicht mehr Steuerspannung als 0 V. Auf negative Steuerspannungen reagiert ein normaler VCA aber nicht, er bleibt also stumm. Die LED auf der Frontplatte zeigt übrigens nur den Verlauf der Hüllkurve an, nicht die Aussteuerung des VCAs inkl. Ducking-Steuerspannung.

Konfigurationsmöglichkeiten auf der Platine

Wie fast alle neueren Doepfer-Module kann man auch das A-142-2 über Jumper auf der Platine konfigurieren.

Steuerspannungen für die Hüllkurven-Zeiten

Sowohl für Attack, als auch für Decay/Release lässt sich getrennt einstellen, ob eine positive Steuerspannung am Eingang „CVT“ die Zeiten verlängert oder verkürzt. Achtung: Die jeweiligen Jumper-Positionen für das linke und das rechte Teilmodul sind spiegelbildlich angeordnet. JP3 und JP4 sind daher werkseitig rechts, JP4 und JP5 werkseitig links gesteckt.

Jumper:Position:Auswirkung:
JP3rechts* (default)höhere Steuerspannung = längere Attack-Zeit des linken** Teilmoduls
linkshöhere Steuerspannung = kürzere Attack-Zeit des linken Teilmoduls
JP4rechts (default)höhere Steuerspannung = längere Decay/Release-Zeit des linken Teilmoduls
linkshöhere Steuerspannung = kürzere Decay/Release-Zeit des linken Teilmoduls
JP5links (default)höhere Steuerspannung = längere Attack-Zeit des rechten Teilmoduls
rechtshöhere Steuerspannung = kürzere Attack-Zeit des rechten Teilmoduls
JP6links (default)höhere Steuerspannung = längere Decay/Release-Zeit des rechten Teilmoduls
rechtshöhere Steuerspannung = kürzere Decay/Release-Zeit des rechten Teilmoduls
* Die Jumper-Positionen rechts/links verstehen sich beim rückseitigen Blick auf die Platine.
** Das „linke“ bzw. „rechte“ Teilmodul beim Blick auf die Frontplatte von vorne.

Gate-Signale aus dem A-100 Bus

Für beide Teilmodule kann getrennt festgelegt werden, ob sie über Gate-Signale aus dem A-100 Bus gesteuert werden, wie sie z.B. Midi-Interfaces an den Bus ausgeben. JP7 ist für das linke, JP8 für das rechte Teilmodul zuständig. Ohne Jumper wird die Verbindung zum Bus unterbrochen.

Interne Verbindung Hüllkurve – VCA

Die interne Verbindung zwischen dem Steuerspannungsausgang der Hüllkurve und dem CV-Eingang des VCAs lässt sich für jedes Teilmodul separat aufbrechen. Werkseitig werden diese Verbindungen über die Jumper JP9 (linkes Teilmodul) und JP10 (rechtes Teilmodul) hergestellt.

Bei Bedarf kann man einen oder beide Jumper mit sog. „Jumper Wires“ (oder „Arduino-Kabeln“) ersetzen, die z.B. den Ausgang einer Hüllkurve auf beide VCAs verteilt, so dass diese exakt gleich reagieren (etwa für Stereo-Anwendungen). Oder man ersetzt die Hüllkurven durch andere Hüllkurven oder Steuerspanungen. Oder man verwendet die Steuerspannung der Hüllkurven zusätzlich für einen anderen VCA oder ein Filter: Dafür benötigt man entweder ein Y-Jumper-Kabel oder eines der Micro-Multiples, die Doepfer im Zusammenhang mit seinen polyphonen Modulen anbietet (das sind mini-Platinen mit 4 x 3 Pins, bei denen die Pin-Tripel untereinander verbunden sind).

Die internen Hüllkurven geben eine Steuerspannung von 0 bis ca. +10 V aus, extern angelegte alternative Steuerspannungsquellen sollten das ebenfalls leisten, um die VCAs voll auszusteuern, extern genutzte Ziele für die Steuerspannung sollten die +10 V ohne Verzerrung verarbeiten können.

Gate-Vorbelegung

Der Gate-Eingang für das rechte Teilmodul ist werkseitig mit dem Gate-Eingang des linken Teilmoduls verbunden. Die Verbindung kann natürlich über die Schaltbuchse am „Gate“-Eingang des rechten Teilmoduls aufgebrochen werden. Diese Vorbelegung kann durch das Entfernen des Jumpers JP11 auf der Platine B (von der Rückseite des Moduls gesehen unter der Platine A) aufgehoben werden.

Alternativen

Die beiden naheliegendsten Alternativen sind einfache Decay-Hüllkurven, die allerdings alle keinen VCA mit an Bord haben: Der A-142-1 beitet nur eine Hüllkurve, die dafür im Gegensatz zum A-142-2 in der Länge spannungsgesteuert ist. Der A-142-4 hat ganze vier solcher Decay-Hüllkurven (ohne Spannungssteuerung).

AD-Hüllkurven finden wir beim A-143-1, der vier solcher Hüllkurven mit sehr ausgefeilten Möglichkeiten der gegenseitigen Beeinflussung und Mischung bietet, aber auch hier benötigen wir separate VCAs.

Ein weiterer AD-Generator (und vieles mehr!) ist der A-171-2 VC Slew Processor. Er hat separat spannungsgesteuerte Attack- und Decay-Phasen, kann daneben auch noch als LFO arbeiten, als Filter oder als Slew Processor für Portamento.

Einen zum A-142-2 sehr ähnlichen AD-Generator inklusive Umschaltmöglichkeit zu AR oder einer ADSR-Hüllkurve mit festem 50%-Sustain besitzt der A-111-6 Miniature Synthesizer. Hier ist die Hüllkurve (ein- und ausschaltbar) mit dem VCA verbunden, externe Signale können ebenfalls verarbeitet werden.

Klangbeispiele

  • A-142-2 / Noise-Sequenz

    Ein ganz einfaches „Percussion“-Setup: Das Audiosignal für das linke Teilmodul stammt von einem A-117 Digital Noise Generator, das für das rechte Teilmodul von einem A-118-1 Noise Generator.

    Die Gate-Signale werden von einem A-149-2 Digital Random Voltages erzeugt, der über einen A-149-1 und einen A-190-8 mit der DAW synchronisiert ist.

    Die beiden Attack- und Decay-Zeiten des A-142-2 werden von den Sinus- und invertierten Sinus-Ausgängen aus einem einem langsamen A-143-9 Quadrature LFO moduliert, die Ducking-Eingänge werden mit den Sinus- und Cosinus-Ausgängen aus einem A-110-4 Quadrature Thru Zero VCO moduliert.

    Während des Klangbeispiels ändere ich manuell die Frequenzen von A-143-9 und A-110-4, die Noise Rate im A-117, die „White“ und „Red“ Anteile im A-118-1, sowie sie beiden Attack- und Decay-Zeiten im A-142-2. Der ist meistens in der „AD“-Betriebsart, zwischendurch schalte ich aber auch mal in den „ADSR“- oder „AR“-Modus.

    Aus der DAW kommt Hall, (synchronisiertes) Delay und Chorus, die beiden „Stimmen“ sind leicht im Panorama verteilt.

Technische Daten

Breite8 TE
Tiefe45 mm
Strombedarf60 mA (+12V) / -60 mA (-12V)