Das A-106-1 Xtreme Filter ist eine richtige Spaß-Kiste! Das technische Design ist inspiriert von den Filtern des Korg MS-20, geht aber sehr weit über diese hinaus: Sehr differenziert regelbares Clipping (Verzerrung) der Filterresonanz, getrennte Eingänge für Tiefpass- und Hochpass-Modus (vergleichbar mit dem A-101-1 Vactrol Filter), sowie einen auftrennbaren Feedbackweg (ähnlich wie beim A-108 48dB Filter).
Klanglich ist das Modul ziemlich speziell, die Resonanz verzerrt stark, die Filter (ein 12 dB Tiefpass und ein 6 dB Hochpass) schließen nicht ganz und tun auch sonst nicht unbedingt das, was man von einem »gut gebauten« Filter erwarten würde. Aber das möchte ja auch niemand bei einem Filter, das an den MS-20 angelehnt ist.
Bedienelemente
Eingänge:
CTRL-A106-1-INAusgänge:
CTRL-A106-1-OUTRegler / Schalter:
CTRL-A106-1-SW1CTRL-A106-1-SW2
Gemeinsame Eckfrequenz für HP und LP
Das Filter ist sicher kein »Brot und Butter«-Filter für Standardsounds. Aber wenn es etwas abgedreht oder trashig klingen soll, dann glänzt das Xtreme Filter. Der Hochpass- und der Tiefpass-Modus sind nicht zwei separate Filter, sondern teilen sich sowohl Eckfrequenz als auch Resonanz. Dennoch lässt gerade die Kombination interessante Klänge zu, z.B. kann über den bipolaren »HP Lev.«-Regler manuell zwischen Notch- und Bandpass-Filter überblendet werden. Man darf dabei aber nicht »herkömmliche« Notch- oder Bandpässe erwarten, die Durchlässigkeit / Übersprechen zwischen HP und LP ist groß. Wenn diese Überblendung nicht manuell, sondern spannungsgesteuert ablaufen soll, wird vor einen der beiden Eingänge ein VC Polarizer (A-133) geschaltet und beide Eingangsabschwächer auf etwa gleich große positive Werte eingestellt:

Clipping

Das Clipping des Eingangssignals kann getrennt für den oberen und den unteren Anteil der Schwingungsform (jeweils im Gegenuhrzeigersinn) geregelt werden. Unter Clipping versteht man ein relativ hartes Abschneiden / Glätten der Schwingungsformen am positiven (Cl+) oder negativen (Cl-) Teil der Schwingungsform. Bei Extreneinstellungen nähert sich damit fast jedes Eingangssignal einer Rechteckschwingung an.
Damit können asymmetrische Schwingungsformen wie etwa beim A-116 erzeugt werden. Die beiden Clipping-Regler sind leider etwas kontraintuitiv ausgelegt: Bei Reglerposition „0“ erfolgt das maximale Clipping, bei „10“ gar kein Clipping.
Selbstoszillation und Clipping
Normalerweise erzeugen Filter bei der Selbstoszillation vergleichsweise reine Sinusschwingungen. Normalerweise. Unser A-106-1 geht auch hier ganz eigene Wege.
Die folgenden Oszilloskop-Bilder zeigen die entstehenden Schwingungsformen bei Selbstoszillation des Filters mit verschiedenen Einstellungen der beiden Clipping-Regler:
Offener Resonanzweg

Eine Besonderheit (ähnlich wie beim A-108) ist der offene Resonanzweg: Hier lässt sich über einen VCA eine spannungsgesteuerte Resonanz realisieren oder auch einfach ein weiteres Modul einschleifen.
MS-20 Reloaded?

Die Filtersektion des MS-20 lässt sich mit zwei A-106-1 Modulen nachbauen – das Ergebnis wird naturgemäß etwas anders als das Original klingen (der im Übrigen während seiner Produktionszeit mit zwei recht unterschiedlich gebauten und klingenden Filtersektionen hergestellt wurde).
Damit hat man freilich noch lange keinen MS-20, die Oszillatoren waren recht speziell, eine der Hüllkurven hatte ein Delay, der LFO eine variable Schwingungsform, die zwischen aufsteigendem Sägezahn, Dreieck, absteigendem Sägezahn und beliebigen Zwischenstufen verändert werden konnte usw.
Klangbeispiele
Wir beginnen wieder einmal mit 3 A-110-1 VCOs, verwenden bei allen die Sägezahn-Ausgänge, ein VCO ist 1 Oktave nach unten transponiert. Die Mischung der 3 VCOs geht in den ersten A-106-1 (im Hochpass-Modus) und danach in den zweiten A-106-1 (im Tiefpass-Modus). Tonhöhen der VCOs und Trigger für die ADSRs werden von einem A-155 Sequencer gesteuert. Verschiedene Clipping-Level der Filter werden manuell geregelelt.
Während der ersten 2 Minuten ist nur ein einzelner A-106-1 im Einsatz, danach schalten wir auf 2 Filter um – zuerst Hochpass, dann Tiefpass:
Technische Daten
Breite | 14 TE |
Tiefe | 40 mm |
Strombedarf | 30 mA (+12V) / -20 mA (-12V) |