Das Opto FET Filter verwendet optische Feldeffekt-Transistoren.
Das ist eine Aussage, die man erst einmal sacken lassen muss. Vielleicht auch darüber meditieren, schadet bestimmt nicht. Bis dann ganz leise die Frage auftaucht, was denn um Himmels Willen ein optischer Feldeffekt-Transistor sein könnte und warum man so etwas für ein Filter braucht.
Was ist zunächst ein „ganz normaler“ Transistor? Das ist ein elektrisches Bauelement, das mit einem kleinen Steuerstrom einen größeren elektrischen Strom regeln kann. Damit lassen sich also zum Beispiel Verstärker bauen, bei denen das zu verstärkende Signal der Steuerstrom ist, der dann den größeren Strom so regelt, dass dieser am Ende (ganz vereinfacht) eine verstärkte Version des schwachen Steuerstroms ist.
Ein Feldeffekt-Transistor ist ein Transistor, bei dem wenig oder fast gar kein (Steuer-)Strom fließt, sondern zur Steuerung lediglich die Spannung verwendet wird. Und das „optisch“ bedeutet, dass hier eine lichtempfindliche Einheit zur Steuerung des Transistors verwendet wird. Im Prinzip kann man mit so etwas „in etwa ähnliche“ Schaltungen wie mit Vactrols (lichtempfindliche Widerstände) aufbauen, die aber deutlich schneller reagieren als die trägen Vactrols. Zur Erinnerung: Vactrols kennen wir aus dem A-101-2 Low Pass Gate oder dem A-101-1 Steiner-Parker Filter. Wir haben es also mit etwas exotischen Bauelementen zu tun, die durch ihre vom Rest des Elektronik-Universums leicht abweichende Charakteristik musikalisch interessante Ergebnisse versprechen.
Bedienelemente
Eingänge:
- CV: Steuerspannungseingang für die Filtereckfrequenz (bzw. die Phasenverschiebung beim Allpassfilter).
- Audio In: Eingang für das Audiosignal.
- FB In: Eingang für die Feedbackschleife des Filters (Schaltbuchse). Hier kann man ein bearbeitetes Feedbacksignal einspeisen, z.B. aus dem Ausgang FB Out über einen VCA, um eine spannungsgesteuerte Resonanz zu erhalten.
Ausgänge:
- FB Out: Hier wird das Feedback-Signal (entsprechend dem Regler „Feedb.“) abgegriffen und kann weiter bearbeitet werden, bevor es z.B. wieder in den Eingang „FB In“ eingespeist wird.
- Audio Out: Audio-Ausgang des Moduls.
Regler / Schalter:
- Frequ.: Regler für die Filtereckfrequenz bzw. in den Allpass-Konfigurationen für die Phasenverschiebung.
- CV: Abschwächer für den Steuerspannungseingang zur Filtereckfrequenz.
- Level: Abschwächer für das Audio-Eingangssignal.
- Feedb.: Manueller Regler für die Rückkoppelung des Filters.
- Mix: Crossfader für das Verhältnis zwischen Originalsignal und gefiltertem Signal.
Einsatzmöglichkeiten
Wenn man sich die Liste der bisherigen Doepfer-Filter vor Augen hält, wird man schnell erkennen: Das sind bis jetzt schon ganz schön viele – bis zur Einführung vom A-101-6 waren es ganze 23 Stück! Was sollte einen Tüftler wie Dieter Döpfer dazu motivieren, noch ein weiteres Filter zu bauen? Warum sollte man ausgerechnet das dann kaufen? Zusätzlich zu den anderen 23, die sich bereits im Rack befinden. Filter von anderen Herstellern jetzt mal nicht mitgezählt.
Ja genau. Weil es ganz anders klingt.
Aber das ist nur die halbe Miete beim A-101-6. Man kann das Gerätchen nämlich ganz grundlegend umkonfigurieren. Mittels Jumpern (kleine Steckbrücken) auf der Platine kann man bestimmen, wie das Filter im Detail arbeitet. Lowpass? Klaro. Highpass? Sowieso. Allpass (also Phaser)? Kein Problem, gerne auch in zwei ganz verschiedenen Varianten. Details dazu stehen im Abschnitt „Konfiguration über die Platine“.
Eine weitere Besonderheit ist, dass das Originalsignal und das gefilterte Signal sich stufenlos überblenden lassen. Der Crossfader ist eigentlich für den Einsatz des A-101-6 als Allpass-Filter gedacht, da durch die Mischung mit dem Originalsignal Phaser-typische Klänge erzeugt werden. Bei Tiefpass und Hochpass wird man meist beim zu 100% gefilterten Signal bleiben, ein Zumischen des Originalsignals führt allerdings zu einem manchmal klanglich recht interessanten Notch-Filter (Kerbfilter):
Doepfer schlägt für das Modul vier Setups vor, bei denen alle 6 Filter auf die gleiche Betriebsart (d.h. LP, HP oder AP/L bzw. AP/H) konfiguriert werden. Die Reihenschaltung von 6 Filterbausteinen à 6dB verspricht eine durchaus extreme Flankensteilheit von insgesamt 36dB: In der Praxis klingen so steile Filter übrigens viel weniger sensationell, als man vielleicht glauben mag. Dennoch haben sie als gewissermaßen „chirurgische Instrumente“ durchaus wichtige Einsatzgebiete, z.B. beim Herausfiltern der internen Steuer-Oszillatorgeräusche von BBDs, ohne dabei zu viel vom gewünschten Klangspektrum zu dezimieren.
Im Folgenden wollen wir mit dem Oszilloskop etwas näher die Charakteristik des Filters betrachten. Als Eingangssignal habe ich für alle folgenden Beispiele einen Sägezahn aus dem A-111-1 gewählt:
Tiefpass
Zunächst fällt auf – und das betrifft alle Konfigurationen des A-101-6, dass das Eingangssignal IMMER invertiert wird. Unser aufsteigender Sägezahn aus dem A-111-1 wird also zu einem absteigenden Sägezahn. Hören kann man das freilich nicht, jedenfalls solange man nicht das ursprüngliche Signal mit dem gefilterten Ergebnis mischt. (Dann allerdings löschen sich das Original- und das gefilterte Signal gegenseitig aus.)
Bei voller Aussteuerung des Eingangs (Level = „10“) reagiert das Filter recht moderat mit leichtem Clipping im negativen Teil der Schwingungsform:
Bei sinkender Eckfrequenz nähert sich das Signal erwartungsgemäß einer Sinusschwingung an:
Bei zunehmendem Einsatz des Feedbacks werden zusätzliche Obertöne generiert:
Hochpass
Als Hochpass-Filter arbeitet unser A-101-6 nicht ganz so neutral wie als Tiefpass. Bereits bei komplett „geöffnetem“ Filter (Freq. auf „0“) wird das Eingangssignal schon leicht bearbeitet, die minimale Eckfrequenz ist also vergleichsweise hoch angesetzt. Bei weiterem Anheben der Filtereckfrequenz werden wie erwartet zunehmend tiefe Anteile herausgefiltert, vgl. das folgende Oszilloskop-Bild in der Mitte. Bei Einsatz von Feedback werden nicht wie beim Tiefpassfilter Obertöne erzeugt, sondern tiefere Frequenzbereiche hervorgehoben (Abb. ganz rechts).
Allpass „L“
Man mag sich wundern, warum es zwei verschiedene Allpass-Konfigurationen gibt. Aber tatsächlich haben beide recht unterschiedliche Charakteristiken, das vom Lowpass abgeleitete Allpass reagiert deutlich „wilder“ und chaotischer bei höherem Feedback, während das vom Highpass abgeleitete Allpass dabei zwar etwas „zahmer“ reagiert, ab einer bestimmten Feedback-Höhe dafür komplett zusammenbricht und kein Ausgangssignal mehr ausgibt.
Daher ist das Allpass „L“ im Normalfall für die Darstellung im Oszilloskop etwas ergiebiger und wir sparen uns einen eigenen Abschnitt zum Allpass „H“. Die Unterschiede sind allerdings bei den Klangbeispielen weiter unten insbesondere bei der Einstellung „Filtersweep 50:50, Feedback 10“ sehr gut zu hören.
Um schöne Beispiele für das maximale Chaos zu erhalten habe ich das Feedback etwas höher eingestellt, als man das sonst tun würde (vgl. Klangbeispiele etwas später).
Im Folgenden ein einfacher Durchgang über den Frequenzbereich mit Input Level aus „5“, kein Feedback und ohne Beimischung des Originalsignals (wie man das bei einem „Phaser“ sonst tun würde):
Bandpass
Neben diesen vier vorgeschlagenen Konfigurationen steht es uns natürlich frei, für jede der 6 einzelnen Filterstufen eine andere Konfiguration zu wählen. Besonders nahe liegt natürlich die Möglichkeit, ein Bandpass-Filter aus je drei Tiefpass und drei Hochpass-Stufen zu basteln:
Konfiguration über die Platine
Wie viele der neueren Doepfer-Module lässt sich das A-101-6 Opto Filter über Jumper auf der Platine konfigurieren. Hier ist es allerdings nicht irgend ein Detail wie z.B. beim A-111-3 der Zugriff auf die Steuerspannung des A-100-Gehäusebusses, sondern die grundsätzliche Betriebsart des Filters selbst! Oder sagen wir besser: die grundsätzliche Betriebsart DER Filter, denn wir haben es mit insgesamt 6 in Serie geschalteten 6dB-Filtern zu tun, die einzeln als Tiefpass, Hochpass oder Allpass (in 2 vom Tiefpass bzw. Hochpass abgeleiteten Varianten) konfiguriert werden können.
Auf der Platine findet man dann auch 6 Gruppen von Jumpern: JP2A/B bis JP7A/B. Die „A“-Jumper haben je 6 Pins, auf die immer 2 Jumper nebeneinander senkrecht aufgesteckt sind. „Senkrecht“ ist hier entsprechend der Beschriftung auf der Platine gedacht, bei den Abbildungen weiter unten sind die Platinen um 90° gegen den Uhrzeigersinn gedreht. Diese Jumper legen pro Filterbaustein fest, ob er im Tiefpass- (Jumper oben) oder im Hochpass-Modus (Jumper unten) arbeitet. Unterhalb der 6 Pins der „A-„Jumper befinden sich die 2 Pins der „B“-Jumper. Hier wird nur dann ein Jumper aufgesteckt, wenn der Filterbaustein im Allpass-Modus arbeiten soll:
Tiefpass
Das A-101-6 Filter ist vom Werk aus auf die Tiefpass-Konfiguration eingestellt. Die Jumper auf der Platine sind wie folgt gesetzt:
Hochpass
Für den Einsatz als Hochpass-Filter müssen die Jumper auf der Platine umgesetzt werden:
Allpass „L“
Für die Allpass-Konfigurationen wird pro Filterstufe ein zusätzlicher Jumper (senkrecht zu den bisherigen Jumpern) pro Filterstufe gesetzt:
Doepfer weist darauf hin, dass insbesondere nach Umstellung auf die Allpässe unbedingt eine Justierung des Feedbacks auf der Platine erforderlich ist. Zum Justieren muss man das Modul bei eingeschaltetem System aus dem Case heraus schrauben, ohne die Verbindung zum Bus zu lösen. Der Feedback-Regler wird auf Maximum gestellt und das gewünschte maximale Feedback über das unten markierte Trimmpoti mit einem kleinen Schraubenzieher eingestellt.
Dabei KEINESFALLS IN DAS GEHÄUSE des A-100-Systems greifen! Dort befindet sich der Transformator mit lebensgefährlicher Netzspannung von 230 Volt!!
Allpass „H“
Ohne Verwendung des Feedbacks unterscheidet sich die „AH“-Konfiguration nicht nennenswert vom zuvor besprochenen Allpass. Die interessanten Effekte beim Feedback-Einsatz lassen sich besser akustisch demonstrieren – siehe etwas weiter unten.
Einstellung der Jumper auf der Platine:
Klangbeispiele
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A-101-6 / Tiefpass
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A-101-6 / Hochpass
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A-101-6 / Allpass „L“
Alle folgenden Klangbeispiele mit einem Sägezahn aus dem A-111-1, Level „5“ für das Eingangssignal für den A-101-6 und Mix auf 100% Filter (ohne Originalsignal):
Nachdem wir es beim Allpass-Filter mit einem Phaser zu tun haben, sollten wir uns anhören, wie das Ganze 50:50 gemischt mit dem Eingangssignal klingt:
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A-101-6 / Allpass „H“
Auch hier zum Vergleich wieder die Filtersweeps mit dem A-111-1-Sägezahn als Eingangssignal für den A-101-6. Zunächst mit 100% gefiltertem Signal ohne zugemischtem Original:
Wie auch bei der „Lowpass-Allpass“-Variante, wollen wir hier noch die Phaser-typische Mischung aus Eingangssignal und gefiltertem Signal anhören:
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A-101-6 / Bandpass
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A-101-6 / Nutzung der Feedbackschleife
Hier noch drei Klangbeispiele, die einen eher „musikalischen“ als technischen Eindruck vermitteln sollen. In allen Beispielen wird die Möglichkeit genutzt, in die Feedbackschleife des A-101-6 Filters noch andere Module einzuschleifen. Ausgangssignal ist immer eine Mischung aus Sägezahnsignalen von drei A-110-1 VCOs, jeweils im Oktavabstand.
Die Modulation erfolgt über einen A-140 ADSR und manuell, Verstärkung über einen A-132-3 VCA (exponentiell):
Technische Daten
Breite | 8 TE |
Tiefe | 65 mm |
Strombedarf | 40 mA (+12V) / -40 mA (-12V) |