Der A-172 wird nicht mehr hergestellt.
Der A-172 Maximum / Minimum Selector erzeugt bei vielen „Modularisten“ erst einmal Ratlosigkeit.
Allzu „mathematisch“ oder „verkopft“ mag ein Modul erscheinen, das aus bis zu vier Eingangssignalen sowohl die jeweils maximale, als auch die jeweils minimale Spannung heraussucht und zur Verfügung stellt.
Tatsächlich ist das Modul ein überraschend einfach zu handhabendes Werkzeug für Steuerspannungen und Audiosignale.
Bedienelemente
Eingänge:
CTRL-A172-INAusgänge:
CTRL-A172-OUTMAX / MIN für Steuerspannungen
Komplexe Steuerspannungen

Aus einigen nicht zueinander synchronen LFO-Signalen kann man sehr einfach eine höchst komplexe Steuerspannung gewinnen, die weniger „vorhersehbar“ ist, als eine bloße Mischung der Spannungen.
Begrenzung zufälliger Tonfolgen

Für Melodien aus Zufallsgeneratoren kann man den Tonumfang einer zufälligen Tonfolge sehr gut nach oben oder unten begrenzen, indem man zusätzlich zur für die Melodie zuständigen Steuerspannung eine konstante Spannung von einem Offsetgenerator einführt, und dann den „Max. Out“ (Begrenzung nach unten: die konstante Steuerspannung aus dem Offsetgenerator kann nicht mehr unterschritten werden) oder „Min. Out“ (Begrenzung nach oben) verwendet.
Paralleler Einsatz von Max und Min
Bereits ein Sinus, der gemeinsam mit einer manuell gesteuerten Offsetspannung verarbeitet wird, erzeugt interessante, gegenläufige Muster, die sich gut für Stereoverarbeitung eignen.
Wird nun noch ein weiteres Signal – z.B. eine Hüllkurve hinzugefügt, erhält man auf anderen Wegen kaum erzielbare Resultate. Die Hüllkurve sollte mit negativem Offset von ca. 4 V versehen werden.
Feinjustierung mit dem A-129 / 3
Dem Modul lässt sich für Steuerspannungen ein A-129 / 3 Slew Limiter / Attenuator / Offset Generator vorschalten.

Der A-172 Maximum / Minimum Selector als Waveshaper
Der A-172 ist kein Waveshaper per se, sondern zunächst ein Tool zur „mathematischen“ Verarbeitung von Spannungen: Aus den Signalen der vier Eingänge wird das Maximum bzw. das Minimum ausgewählt und an den beiden Ausgängen ausgegeben. Das funktioniert nicht nur mit Steuerspannungen, sondern auch mit Audiomaterial!
Weiches Clipping

Wenn Sie ein Audiosignal und eine konstante Spannung (z.B. aus einem Offset-Modul) als Eingangssignale verwenden, haben Sie bereits ein interessantes Audiowerkzeug gebaut:
Der „Minimum“- Ausgang wird das Audiosignal wiedergeben, solange dieses „niedriger“ ist (d.h. weniger Spannung hat) als die konstante Spannung.
Beim Überschreiten wird dann die konstante Spannung ausgegeben – nichts anderes macht ein Clipper! Im Vergleich zu anderen Clippern arbeitet der A-172 allerdings relativ „weich“.
Zwei Audiosignale als Input

Darf es etwas komplexer sein? Verwenden Sie an Stelle eines Audiosignals und einer konstanten Spannung zwei oder mehr Audiosignale. Vergleichen Sie was passiert, wenn die Audiosignale synchron zueinander sind (z.B. über Oszillator-Sync) oder wenn sie leichte / stärkere Schwebungen aufweisen. Im letzteren Fall erhalten Sie sehr bewegte Klänge mit ungewöhnlichen Frequenzverstärkungen und Auslöschungen.
Verteilen Sie die beiden Ausgänge „Max“ und „Min“ im Stereopanorama, das Ergebnis wirkt sehr „breit“ und ist über andere Techniken kaum zu erzielen.
Zu einer solchen „Stereo-Verbreiterung“ mit Modulation durch einen LFO könnte man den folgenden Patch verwenden:

Hinweis: Der A-186-1 Gate / Trigger Combiner ist ebenfalls in der Lage, als Maximum Selector zu arbeiten. Neben Audiosignalen lassen sich natürlich auch konstante Steuerspannungen oder Spannungen aus LFOs mit „integrieren“.
Klangbeispiele
Hier verwenden wir zwei A-110-1 VCOs: Vom ersten VCO die Sägezahnschwingung, vom zweiten VCO die Puls-/Rechteckschwingung, beide direkt in den Max / Min. Die beiden „Max“ und „Min“ – Ausgänge werden im Stereobild verteilt. Wir starten mit 100% Pulsbreite und verringern diese langsam manuell. Danach werden die beiden VCOs leicht gegeneinander verstimmt.
Alternativen
Das Modul wird leider nicht mehr hergestellt. Ein Nachfolger ist ebenfalls nicht in Sicht. Gibt es zumindest ähnliche Lösungen?
Der A-116 VC Waveform Processor bietet ein durch Steuerspannung modulierbares asymmetrisches Clipping, das aber einerseits „härter“ abschneidet und damit ganz anders klingt, andererseits damit auch nur dem „Min“-Teil des A-172 entspricht. Dafür lässt sich dem so bearbeiteten Signal noch das ursprüngliche Eingangssignal beimischen, bzw. invertiert beimischen.
Etwas mehr bietet der A-136 Distortion / Waveshaper, der eine Schwingungsform separat sowohl am oberen, als auch am unteren Rand abschneiden kann. Auch das funktioniert über Steuerspannungen, die dann z.B. dem zweiten Eingang des A-172 entsprechen. Die Ausgabe beim A-136 erfolgt aber nicht getrennt für oberes und unteres Clipping.
Die Möglichkeit, bis zu vier Audio- und/oder Steuerspannungs-Signale sich gegensweitig zu beeinflussen, bietet aber keines der Module.
Technische Daten
Breite | 4 TE |
Tiefe | 30 mm |
Strombedarf | 10 mA (+12V) / -10 mA (-12V) |