A-111-1 High End VCO

Das Modul wird nicht mehr hergestellt.

Der A-111-1 war das High End – Modell unter Doepfers Oszillatoren und ist nur noch auf dem Gebrauchtmarkt erhältlich. Das Nachfolgemodell mit einigen Detailverbesserungen ist der A-111-2. Im Vergleich etwa zum A-110-1 oder A-110-2 bietet der A-111-1 erweiterte Möglichkeiten zur Synchronisation, einen zusätzlichen Eingang für lineare Frequenzmodulation, sowie einen umfangreicheren Frequenzbereich (12 Oktaven, im Vergleich zu 10 Oktaven beim A-110-1).

Darüber hinaus hat der A-111-1 einen geringfügig anderen Grundklang als der A-110-1 oder A-110-2, die Schwingungsformen (insbesondere Sinus, Dreieck) werden hier zum Teil exakter erzeugt. Der Sägezahn ist übrigens (entgegen der Beschriftung auf dem Panel) ein ansteigender Sägezahn und kein fallender wie beim A-110-1. Das ändert nichts am Klang per se, ist aber interessant bei synchronisierter Mischung mit einem A-110-1-Sägezahn, die dann etwas anders klingt als bei zwei A-110-1. Ansonsten ist auch hier das Sinussignal kein „mathematisch exakter Sinus“, sondern wird aus dem Dreieck-Kern über eine einfache Diodenschaltung gewonnen. Der Nachfolger A-111-2 hat eine überarbeitete Schaltung, die aus dem Dreieck ein deutlich exakteres Sinus-Signal gewinnt.

Wie sieht diese graue Schwingungstheorie nun auf dem Oszilloskop aus?

Sägezahn (aufsteigend)
Puls
Dreieck
Sinus
Rechteck

Ein wenig „sauberer“ als der A-110-1 ist der A-111-1 durchaus, aber etwas weniger „exakt“, als man vielleicht erwartet hätte. Klingt er nun auch besser als der A-110-1? „Edler“? Teurer? Ein Bösendorfer-Flügel klingt anders als ein Steinway, aber welcher ist der Bessere? Wie immer ist das ganz klar Geschmackssache und Frage des Einsatzgebiets. Die klanglichen Unterschiede zwischen Oszillatoren sind ansonsten meist deutlich geringer als diejenigen zwischen verschiedenen Filtern.

Der integrierte Schaltkreis CEM3340 (von der Firma Curtis), auf dem der A-111-1 basiert, wurde übrigens bei einigen recht bekannten Synthesizern eingesetzt: Crumar Spirit, Moog Memorymoog, Oberheim OBXa, OBSX, OB8, Roland Jupiter-6, Roland SH-101, Roland MC-202, Roland MKS-80 (rev 4), Sequential Pro-One, Sequential Prophet-5 rev 3, Sequential Prophet-10, Sequential Prophet-600, Sequential T8, Synton Syrinx.

Leider wird dieser integrierte Schaltkreis nicht mehr hergestellt, so dass die Produktion des Moduls eingestellt werden musste.

Bedienelemente

Eingänge:

Systembus: Wie auch beim A-110 ist die Tonhöhe des A-111 über eine am Systembus anliegende Spannung steuerbar. Der Systembus lässt sich mit einem A-185-1 oder A-185-2 ansprechen.

Wie bei allen VCOs mit CV-Steuerung über den Bus sollte man diese Option deaktivieren, wenn man sie nicht nutzt: Die offenen Leitungen könnten sonst als „Antennen“ arbeiten und Störsignale auffangen.

  1. Zwei Control Voltage Eingänge (CV1 und CV2) für Spannungen, die die Frequenz des VCOs steuern, einer davon mit Abschwächer. Die Steuercharakteristik beträgt 1 V / Oktave. Im Gegensatz zum A-110-1 ist der Eingang „CV1“ nicht als Schaltbuchse ausgelegt, der die Steuerspannung über den Systembus unterbrechen würde. Spannungen vom Systembus und „CV1“ werden addiert.
  2. Lin. FM: Im Gegensatz zur exponentiellen Frequenzmodulation entsteht bei linearer FM nicht der Höreindruck, dass sich die Frequenz des modulierten Oszillators ändert. Damit lassen sich sehr gut Melodien spielen, das Grundprinzip ist spätestens seit den DX7-Synthesizern der 80er Jahre Allgemeingut. Diese waren aber aufgrund digital erzeugter Sinusschwingungen mit starrem Phasenverhältnis zueinander nochmal anders im Klangcharakter als die FM von analogen VCOs.
  3. S-SYNC: Der „Softsync“-Eingang dient dazu, die Frequenz des VCOs zu der eines „Master“-VCOs anzugleichen. Im Gegensatz zur harten Synchronisation beim A-110 oder A-111-1 findet keine Klangänderung statt, die Schwingungsform des synchronisierten Oszillators wird nicht „gefaltet“ oder in der Mitte neu gestartet.
  4. H-SYNC: Der „Hardsync“-Eingang reagiert sowohl auf steigende als auch auf fallende Flanken. Damit sind noch reichhaltigere „Verbiegungen“ möglich als beim A-110, dessen „Hardsync“ nur auf fallende Flanken reagiert.
  5. PCV: Modulationseingang für die Pulsbreite, ebenfalls mit einem Abschwächer versehen.

Ausgänge:

  1. Je ein separater Ausgang für Puls, Sägezahn, Dreieck und Sinus, vergleichbar mit dem A-110-1.

Regler / Schalter:

  1. Octave – Wahlschalter mit einem Bereich von -3 bis +4 Oktaven. Die nicht mehr beschrifteten, aber aufgrund der Rasterung des Wahlschalters noch „schaltbaren“ höheren Oktaven +5 und +6 bewirken (im Gegensatz zum A-110) keine weitere Änderung der Frequenz.
  2. Regler CV2 für die Abschwächung der Steuerspannung am Eingang „CV2“.
  3. Regler Lin. FM für die Abschwächung der Steuerspannung am Eingang „Lin. FM“.
  4. Regler Tune für die Grobstimmung des Oszillators im Bereich von etwa +/- 1/2 Oktave.
  5. Regler Fine zur Feinjustierung der Stimmung.
  6. Manuelle Einstellung der Pulsbreite mit dem PW Regler.
  7. Abschwächer PCV für die Steuerspannung am Eingang „PCV“ zur Pulsbreitenmodulation.

Sync und lineare FM sind die Stärken des A-111-1

Das Standardeinsatzgebiet des A-111-1 ist vergleichbar mit dem des A-110-1. Aufgrund des deutlich höheren Preises wird er aber sinnvoller für Aufgaben eingesetzt, bei denen er seine speziellen Stärken ausspielen kann: Andere Färbungen bei der Synchronisation, lineare Frequenzmodulation.

Hardsync mit A-111-1.
(Hard-) Sync mit A-110-1 (gleiche Einstellungen bei beiden VCOs).

An den Abbildungen ist gut zu erkennen, dass man bei den beiden Arten der Synchronisation nicht von „besser“ oder „schlechter“ sprechen kann: Der A-111-1 produziert hier klanglich weitgehend eine Dreieckschwingung mit höherer Frequenz, während der A-110-1 sich schon stark in Richtung „Sägezahn“ bewegt, was deutlich mehr Obertöne bedeutet.

Softsync in Verbindung mit FM

Lineare Frequenzmodulation und Softsync.

Die Verbindung aus Softsync und linearer FM ermöglicht phasenstarre Schwingungen zwischen Carrier (dem modulierten VCO) und Modulator – das ist „beinahe“ schon so, wie man es von digitalen FM-Synthesizern kennt.

Alle Tipps, die beim A-110-1 Standard VCO beschrieben sind, funktionieren natürlich auch mit dem A-111-1.

Probleme mit anderen Modulen (frühe Exemplare)

Bei manchen Modulen, wie z.B. den Frequenzteilern A-115 und A-160-1, sowie beim „EXT CLC“-Eingang im A-117 gibt es mit dem A-111-1 Probleme: Ein paar Sekunden lang wird ein Ausgangssignal aus den Frequenzteilern produziert, dann ist Schluss. Die Ursache liegt in einem technischen Detail (Wechselspannungskoppelung des A-111-1 Ausgangs), das in der Produktion etwa seit Frühjahr 2011 behoben wurde.

Bei älteren Modulen kann man einfach einen passiven Abschwächer (der gar nichts abschwächen muss) oder ein fast beliebiges anderes Modul dazwischenschalten, dann ist das Problem behoben.

Alternativen

Die naheliegendste Alternative ist natürlich der direkte Nachfolger A-111-2. neben allen Features des A-111-1 bietet er zusätzlich einen Umschalter zwischen VCO- und LFO-Modus sowie eine verbesserte Schaltung zur Erzeugung der Sinusschwingung aus dem Dreiecks-Kern.

Daneben gibt es den A-111 noch in einer einfacher ausgestatteten Version A-111-3, die auf nur 4 TE erstaunlich viele der Features des A-111-2 mitbringt, lediglich auf den Sinus muss man verzichten (aber selbst den den kann man sich mit dem Sine Converter A-184-2 auf weiteren 4 TE ergänzen). Ganze vier dieser Mini-VCOs sind im Modul A-111-4 untergebracht, der z.B. für polyphone Anwendungen eine gute Basis liefert.

Technische Daten

Breite14 TE
Tiefe65 mm
Strombedarf40 mA (+12V) / -20 mA (-12V)