A-104 Trautonium Formant Filter

Das Modul ist inspiriert von Friedrich Trautweins Trautonium, einem Vorläufer des heutigen Synthesizers. Das Trautonium wurde insbesondere bekannt durch die Arbeiten von Oskar Sala, der damit u.a. die Filmmusik zu Hitchcocks „Die Vögel“ produziert hatte. Aber auch andere Komponisten des 20. Jahrhunderts haben für das Trautonium komponiert, wie etwa Paul Hindemith.

Im Prinzip besteht das Trautonium-Filter aus 4 parallel zueinander geschalteten Filtern, die jeweils manuell zwischen Bandpass und Tiefpass umgeschaltet werden können. Apropos manuell: Auch die Eckfrequenzen und die Resonanzen der Filter sind hier ausschließlich manuell zu bedienen, es gibt keine Eingänge für Steuerspannungen. Das ist natürlich „historisch korrekt“, aber trotzdem etwas schade innerhalb eines ansonsten weitestgehend spannungssteuerbaren Systems. Allerdings entschädigt das Filter durch einen Klang, der beim Erreichen der Sättigung sehr „sämig“ und höchst angenehm in eine überaus harmonische Übersteuerung geht.

Bedienelemente

Eingänge:

  1. Audio Input: Audioeingang.

Ausgänge:

  1. Audio Output: Audioausgang für das gefilterte Signal.

Regler / Schalter:

  1. Input Level: Abschwächer für den Audioeingang.
  2. Frequency (4 Regler): Eckfrequenzen der 4 Filter.
  3. Resonance (4 Regler): Resonanzen der 4 Filter.
  4. Mode (4 Schalter): Umschaltung zwischen Bandpass- („Band“) und Tiefpass- („Low“) Betriebsarten der 4 Filter. In Mittelstellung des dreistufigen Schalters wird das Filter ausgeschaltet.
  5. Level (4 Regler): Regler zum Mischen der Anteile der 4 parallel geschalteten Filter am Ausgangssignal.

Ein Trautonium wird nachgebaut

Der Standardeinsatzzweck eines Trautonium-Filters ist – wer hätte das gedacht – in einem Trautonium. Doepfer bietet alle Komponenten an, um sich ein voll funktionsfähiges Trautonium nachzubauen.

Im Vergleich zu den Originalen ist lediglich die Steuerung der Tonhöhe über das Manual nicht so feinfühlig gelungen. Beim Original wird eine Metallsaite in einer mechanisch sehr aufwändigen Konstruktion verwendet, der mögliche Andruck-Weg beträgt dabei mehrere Zentimeter. Im Rahmen einer butgetfreundlichen (und zudem wartungsfreundlichen!) Produktion ist so etwas wohl nicht realisierbar. Dafür lässt sich das Doepfer-Trautonium wunderbar modular erweitern und verändern, beim Original geht das natürlich nicht.

Ein umfangreich ausgestatteter Nachbau eines Trautoniums. Das System hat Platz auf 2 x 84 TE (z.B. Doepfer P6-Koffer).

Eingesetzte Module

Reihe oben: A-198 (8 TE), A-180-1 (4 TE), A-156 (8 TE), A-162 (8 TE), A-185-2 (6 TE), A-110-1 (10 TE), A-111-1 (14 TE), A-113 (26 TE).

Reihe unten: A-177-2 (4 TE), A-143-1 (28 TE), A-118-1 (8 TE), A-138 (8 TE), A-104 (20 TE), A-132-3 (8 TE), A-199 (8 TE).

Alternative: A-127

Ein möglicher Ersatz für das Trautonium-Filter ist das A-127 Triple Resonance Filter: Es hat zwar nur drei parallel geschaltete Filter, hat dafür aber für jedes Filter einen Steuerspannungseingang und einen eingebauten Modulations-LFO. Im Originalzustand kann das Filter nur über Jumper auf der Platine zwischen Band- und Tiefpass umgestellt werden, mit den Breakout-Modul A-127BOM stehen aber alle Betriebsarten (plus Hochpass und Notch!) für alle drei Filterstufen separat zur Verfügung.

Klangbeispiele

  • A-104, A-113, A-198 / Mini-Trautonium

    Setup: Ein A-110-1 VCO wird von einem A-198 Ribbon Controller gesteuert. Die Steuerspannung ist mit einem A-156 quantisiert, wird aber anschließend mit einem A-171-2 VC Slew Generator entsprechend dem Druck auf dem Controller geglättet (Portamento).

    Der Rechteck-Ausgang des A-110-1 steuert einen A-113 Subharmonic Generator, die vordefinierten Presets werden von zwei Spuren aus einem einem A-157 Trigger Sequencer gesteuert. Die Mischung aus dem Dreieck-Ausgang des A-110-1 und dem A-113 werden mit einem A-104 Trautonium Filter bearbeitet, die Filterfrequenzen werden manuell gesteuert.

    Schließlich wird mit einem A-131 VCA verstärkt, der sowohl von der Andruckstärke des A-198 als auch von der Hüllkurve eines A-142-1 VC Decay gesteuert wird. Der A-142-1 wird von der Andruckstärke des A-198 getriggert.

    Reichlich Delay und Reverb aus der DAW am Schluss.

    Trautonium im modernen A-100 Setup.
  • A-104 / Trautonium-Filter als „konventionelles“ Filter

    Setup: 3 A-110-1 VCOs (Sawtooth in Oktavabständen) werden von einem Arpeggiator gesteuert, gemischt und in das A-104 Filter geleitet. Der Filter-Ausgang geht in einen A-131 VCA, der über einen A-140 ADSR ebenfalls vom Arpeggiator gesteuert wird.

    Mangels Spannungssteuerung werden sämtliche Veränderungen im Filter manuell durchgeführt. Bei den ersten 3 Beispielen ist der Input level auf „5“ eingestellt, eine Verzerrung findet dabei nur in geringem Umfang statt. Bei den darauf folgenden Beispielen ist der Input level auf „10“ gestellt und zeigt sehr schön die klanglichen Veränderungen durch die sehr harmonische Übersteuerung des Filters.

    Filtersweep mit einem einzelnen Bandpass-Filter, keine Resonanz, „Input Level“ auf 5.
    Filtersweep mit einem einzelnen Tiefpass-Filter, keine Resonanz, „Input Level“ auf 5.
    Die 4 Filtereinheiten sind auf verschiedene Eckfrequenzen fest eingestellt und werden unsystematisch auf Bandpass, Tiefpass oder „aus“ gestellt, „Input Level“ auf 5.
    Die 4 Filtereinheiten sind alle auf Bandpass gestellt, Eckfrequenzen und Resonanz werden unsystematisch manipuliert, „Input Level“ auf 10.
    Die 4 Filtereinheiten sind alle auf Tiefpass gestellt, Eckfrequenzen und Resonanz werden unsystematisch manipuliert, „Input Level“ auf 10.
    Die 4 Filtereinheiten werden alle unsystematisch in den Filtermodi (BP/LP), Eckfrequenzen und Resonanz manipuliert, „Input Level“ auf 10.

Technische Daten

Breite20 TE
Tiefe45 mm
Strombedarf30 mA (+12V) / -10 mA (-12V)